Mit der Enfield von Indien nach Europa

Teil 2: Sprach- und schriftlos im Sturm

Ich stehe am Fenster und sehe dem Plastikdreirad nach, das dort oben durch die Luft fliegt. Beobachte, wie es mit einem grossen Welldach zusammenstösst und dann von den Winden getragen weiterzieht. Mit einem lauten Krachen folgt das Welldach. Es wird Teil eines Reigens kleiner und manchmal auch grösserer Gegenstände, die am Himmel wirbelnd auftauchen und dann wieder verschwinden. Die grösseren Gegenstände sind Dinge, die dem Wind viel Angriffsfläche bieten und im Vergleich zu ihrer Grösse eher wenig Gewicht haben. Zum Beispiel diese riesige Plakatwand mit dem freundlichen Schauspieler drauf. Der lächelt kurz in meine Richtung und verschwindet dann ebenfalls. Alles in allem ist es ein apokalyptisches Bild und irgendwie unwirklich. Fasziniert schaue ich zu, wie sich der Zyklon immer weiter auf uns zu bewegt. Sehr bald sollte er hier sein. Es wird also Zeit die Fensterläden zu schliessen.

Zyklon: Indiens Ostküste wird oft von heftigen
Wirbelstürmen heimgesucht.
(Agenturfoto)

Ich befinde mich im Hotel Broadlands, einem massiven Bau aus der Kolonialzeit. Diese Mauern haben schon vielen tropischen Stürmen getrotzt. Ich fühle mich also relativ sicher. Auch dieser Zyklon wird dem altehrwürdigen Haus nichts anhaben können.

Hotel Broadlands: Massiver Bau aus der Kolonialzeit

Ich lege mich aufs Bett und muss an meine Mutter denken. Daran, dass mir durch sie apokalyptische Bilder von klein auf vertraut waren. Bilder, die aus ihren zahlreichen Erzählungen stammten und die in meiner kindlichen Fantasie Gestalt annahmen. Bilder, die ich bis heute in mir trage.

Meine Mutter erlebte den Krieg als kleines Mädchen und das, was ihr dort widerfuhr, traumatisierte sie schwer. Zeitlebens litt sie darunter. Meine Mutter erzählte mir sehr oft von der Flucht aus Polen, von den Bombennächten in irgendwelchen Kellern, den lichterloh brennenden Städten und den Gewaltexzessen. Vor allem von der ständigen Angst. Einer Furcht, die sie ihr Leben lang nicht mehr los wurde. (Video)

Als kleiner Junge ermutigte ich sie zu den Erzählungen, denn in diesen Momenten entstand Nähe. Eine Nähe, die ich als Kind genoss. Wenn sie sich das Furchtbare von der Seele reden konnte, wirkte sie lebendiger als sonst und ihre latente Depression war nicht mehr so spürbar.

Die Geschichten meiner Mutter hatten aber auch etwas Destruktives. Sie zeigte mir oft damit, dass mir kein Leid zustand. Wenn ich als kleiner Junge mal traurig war, dann waren die Gründe im Vergleich zu den Kriegserfahrungen meiner Mutter nichtig. Im Laufe der Jahre plagte mich zunehmend ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich schuldig, weil ich nicht im Krieg fliehen musste, weil es mir doch im Vergleich zu ihr gut ging. So fiel es mir mit der Zeit schwer Schönes zu geniessen, denn mich begleitete immer das dumpfe Gefühl, dass es mir nicht zustand.

Apokalyptische Berichte: Als Kind im Krieg schwer traumatisiert

Hier in Madras, den Sturm abwartend, bin ich mir noch nicht bewusst, dass es anderen meiner Generation ähnliche ergeht. Erst später werde ich lesen, dass man in diesem Kontext den Begriff Kriegsenkel verwenden wird.

Die Gedanken und Erinnerungen, die mir durch den Kopf gehen, sind symptomatisch für diese Reise. Indien wird mir fremd und exotisch bleiben. Es wird eine mentale und körperliche Herausforderung werden. Aber Indien wird mich durch diese Fremdheit näher zu mir und zu meiner Vergangenheit führen. Indien wird mir so eine Auseinandersetzung abverlangen, der ich bis dahin aus dem Weg gegangen war.

Indien: Das Land wird mir fremd und exotisch bleiben

All das ahne ich noch nicht in diesem Hotelzimmer. Ich habe mich auf das Bett gelegt und beobachte, wie fahles Licht zwischen den Lamellen der laut wackelnden Holzläden dringt. Der Sturm ist nun über uns.

An den genauen Ablauf von dem, was jetzt passiert, werde ich mich später nicht mehr erinnern können. Es sind Bruchstücke, einzelne Szenen, Wahrnehmung und Gefühle, die dann ungeordnet in meinem Gehirn umherirren werden.

Die spürbaren Änderungen des Luftdrucks. Der Lärm des Windes. Eine riesige Kakerlake, die über den Fußboden flüchtet und dann von den Wassermassen, die sich durch die Fensterläden drücken, weggespült wird. Unser Gepäck, das wir auf Stuhl, Tisch und Bett vor dem Nass retten. Der schwankende Ventilator, der sich an der Decke dreht und der irgendwann keinen Strom mehr hat. Die merkwürdige Lethargie in mir. Meine Gedanken, die mich weit fort in die Vergangenheit schweifen lassen.

Erinnerung: Fahles Licht zwischen den Lamellen der laut wackelnden Holzläden

Dass ich all das nur noch bruchstückhaft in Erinnerung habe werde, hat nichts mit der Dramatik der Ereignisse zu tun. In den sicheren Mauern des Hotels hält sich die in engen Grenzen. Ich werde den genauen Ablauf der Ereignisse schlicht und einfach vergessen haben. Leider mache ich mir keine schriftlichen Notizen zu der Reise. Dabei habe ich mir fest vorgenommen solche Aufzeichnungen anzufertigen. Aber eine Art Schreibblockade hindert mich daran. Eine diffuse Angst irgendeinen Blödsinn zu schreiben. Diese Angst habe ich oft und vielleicht hat das was mit meinem Vater zu tun. Der nahm es mit Texten und Formulierungen immer sehr genau. Er war von der Hybris beseelt, dass Menschen, die es nicht mit einem Thomas Mann aufnehmen können, erst gar nicht mit dem Schreiben anfangen sollten. Oft las er uns die Briefe vor, die uns Verwandte geschickt hatten. Er bemängelte orthographische und grammatikalische Fehler und machte sich über deren Formulierungen lustig. Dieses Preisgeben der Lächerlichkeit hatte mich als Kind zutiefst beeindruckt. Um nicht selbst an den Pranger der unzulänglichen Sprachbegabung zu kommen, nahm ich mir fest vor, dem schriftlichen Ausdruck weiträumig aus dem Weg zu gehen. Und sollte ich doch mal etwas schreiben müssen, so wollte ich peinlich darauf achten, dass mein Vater das nicht in die Finger bekam. Als Schüler konnte ich mich dem Schreiben nicht gänzlich entziehen und auch meine Bemühungen diese Texte vor meinem Vater zu verbergen, waren nicht immer erfolgreich. Wenn mein Vater solche Texte las, hiess es seinen Spott aushalten. Immerhin bemühte er sich, meine Orthographie und Grammatik zu verbessern. Falsch geschriebene Sätze oder Wörter musste ich hunderte Male neu schreiben. Leider konnte diese gut gemeinte pädagogische Intervention meine Lese- und Schreibschwäche nicht wesentlich kurieren. Das frustrierte meinen Vater. Es frustrierte ihn noch mehr als die Tatsache, dass ich weder das Gymnasium noch die Realschule besuchte. Ich ging auf eine Hauptschule und selbst dort hatte ich schlechte Noten. Mein Vater sagte oft: „Er ist zu blöd, um die höhere Hilfsschule zu absolvieren.“ Mit dieser süffisanten Äusserung überspielte er die Enttäuschung. Für einen Mann mit seinen bildungsbürgerlichen Werten war es nicht einfach einen Schulversager als Sohn zu haben. Manchmal benutzte er einen trivaldarvinistischen Erklärungsansatz für meine Lernschwäche: „Nicht immer setzen sich die guten Gene durch.“ Dieser Satz beeindruckte mich als Junge ebenfalls. Er sorgte dafür, dass ich bis heute allen eugenischen Konzepten mit grossem Misstrauen begegne.

Im besten Mannesalter: Das Elternhaus längst verlassen

Hier in Indien, in dem vom Sturm gebeutelten Madras, ist das alles schon eine Weile her. Mein Elternhaus habe ich längst verlassen und während dieser Reise bin ich im besten Mannesalter. Trotzdem wird mich die Angst vor den Formulierungen noch lange begleiten. Auf dieser Reise bleib ich weitgehend schriftlos. Bringe ich mal etwas zu Papier, schäme ich mich vor mir selbst. Meine Sätze wirken ungelenk und es wird mehr als zwei Jahrzehnte dauern, bis ich diese Scham überwinde. Das Internet wird dann die Publikationsmögkichkeiten demokratisiert haben. In dieser Zukunft nutzen ganz normale Menschen Plattformen wie Facebook oder WordPress, um sich Anderen mitzuteilen. In dieser Masse werde ich dann als Hobby-Blogger fröhlich drauf los schreiben – auch ohne Begabung. Begabung, so werde ich erkennen, kann man, bis zu einem gewissen Grad durch Übung und Erfahrung ersetzen. Hier in Madras ist mir das noch nicht bewusst. Auf dieser Reise kompensiere ich meine Schriftlosigkeit mit Fotografieren und viele meiner Erinnerungen ziehe ich heute aus diesen Bildern.

Schriftlosigkeit: Kompensation mittels Fotografie

Ein grösseres Problem als meine Schriftlosigkeit ist die Sprachlosigkeit. Als Schulversager verfüge ich nur über rudimentäre Englischkenntnisse. Die sind aber nun einmal in Indien unerlässlich. Vor allem, weil wir uns zwei Motorräder kaufen wollen. Wobei der Begriff Motorräder unser Vorhaben leicht untertreibt. Wir wollen zwei lebende Legenden erwerben. Maschinen vom Typ Enfield-Bullet. Seit 1933 existiert dieses Modell und stammt ursprünglich aus Britannien. Es ist das am längsten in Serie produzierte Motorrad der Welt und seit 1955 werden diese Besonderheiten fast unverändert in Madras gefertigt. Bei der Bullet handelt es sich sozusagen um einen lebenden Oldtimer. Es ist das Jahr 1994 und wir wollen mit diesen Motorrädern den Subkontinent bereisen. Danach soll es auf dem Landweg zurück nach Europa gehen. Das ist der Plan. Ein Plan, bei dem Englischkenntnisse ungemein nützlich sind. Ich werde mich also mit der Sprache beschäftigen müssen.

Enfield-Bullet: Lebende Legende

Das Problem ist, dass es mir schon schwergefallen war den Gebrauch meiner Muttersprache zu erlernen.  Es hatte lange gedauert bis ich lesen und schreiben konnte. Beim Lesen waren Comics recht hilfreich. Insbesondere die Geschichten von Tim & Struppi fand ich inspirierend. Anfangs hatte ich versucht die Zusammenhänge mittels der Bilder zu begreifen. Das ging aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Durch meine Neugier hatte ich dann nach und nach gelesen und verstanden, was in den Sprechblasen stand. Das war nicht leicht und es hatte viel Anstrengung gebraucht, damit sich aus Buchstaben Wörter und aus Wörtern Sätze formten. Aber irgendwann ging es einfacher und das Lesen fing an richtig Spass zu machen.

Was mit der deutschen Sprache funktioniert, müsste doch auch mit einer Fremdsprache klappen, denke ich mir. Also nehme ich mir vor in den nächsten Tagen englischsprachige Tim & Struppi-Hefte zu besorgen: „The Adventures of Tintin“

The Rajiv Gandhi Memorial in Madras:
Mit stoischer Gelassenheit auf Widrigkeiten reagieren

Nach dem Zyklon ist das aber nicht ganz so einfach. Die Strassen der Stadt stehen unter Wasser. Das und ein paar andere sichtbare Folgen registriere ich, ohne mir dem gesamten Ausmass der Wetterkatastrophe bewusst zu werden. Erst viel später werde ich auf Wikipedia (1) nachlesen, dass der Tropensturm 115 Millionen US-Dollar Schaden verursacht hat. Tragisch ist, dass 304 Mensch ihr Leben verloren. Gekleidet in einen langen gelben Regenmantel weiss ich nichts von diesen Menschen. Ich beschäftige mich einfach mit der Frage, wie ich die Strasse überqueren soll. Die hat sich nämlich in einen Fluss verwandelt. Staunend beobachte ich, wie die Bewohner von Madras mit stoischer Gelassenheit auf diese Widrigkeiten reagieren. Die Menschen hier haben schon schlimmere Unwetter erlebt und sie werden noch weitaus schlimmere erleben. 

Madras: Im Auge des Zyklon

Zu den „Adventures of Tintin“ komme ich in den nächsten Tagen nicht. Denn so ein Zyklon wird von massiven Regenfällen begleitet. Erst als die Strassen halbwegs passierbar sind, nehmen wir eines dieser dreirädrigen Taxis. Das Fahrzeug schwimmt mehr, als es fährt und unser erster Weg führt uns nicht zur Buchhandlung, sondern zum Enfield-Händler. Der vertröstet uns schon seit geraumer Zeit, weil die von uns bestellten Maschinen nicht geliefert werden. 1994 ist das Jahr, in dem der indische Fahrzeughersteller Eicher mit Enfield India Ltd. fusioniert. Ein Umstand, der anscheinend für Unruhe in der Belegschaft sorgt. Soweit wir es verstanden haben, hat es sogar Streiks gegeben. Nun nach dem Zyklon bekommen wir wieder eine Hiobsbotschaft. Der Sturm hat dem Werk ordentlich zugesetzt. Einige Produktionsgebäude stehen unter Wasser und wann die Maschinen geliefert werden, das weiss niemand so genau. Wir haben also Zeit. Viel Zeit für die Adventures of Tintin. Frustriert suchen wir eine Buchhandlung auf und kaufen alle verfügbaren Titel. Wir, das sind meine Reisebegleitung und ich. Meine Reisebegleitung ist eine Frau und die Sache ist kompliziert.

Hiobsbotschaft: Der Sturm hat das Werk unter Wasser gesetzt

Fortsetzung: Mit der Enfield von Indien nach Europa – Teil 3: Die Suche

Von einer wichtigen Lektion, die ich dank eines ungewöhnlichen Aschrams lerne, von den brutalen Wahrheiten eines dünnen Gurus, von einer komplizierten Beziehung und einem gebrochenen Herzen, das 22.000 km zum Heilen benötigt.

Zyklone: Eine sichere Unterkunft suchen

Reisetipps für Enfield-Touren

Reisen im Sturm

Madras heisst mittlerweile Chennai und liegt am Golf von Bengalen. Sie ist die Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu. Wie viele Orte an der Ostküste Indiens wird Madras immer wieder von heftigen Stürmen heimgesucht. Die Zyklone entstehen vor allem vor und nach der Monsunzeit, also in den Monaten Mai und Juni und Oktober und November. Der hier beschriebene Sturm ereignete sich am 31. Oktober 1994. Im Report des India Metrolological Department kann man dazu lesen, dass der Zyklon am Morgen die Küste von Tamil Nadu in der Nähe von Madras überquerte. Diese Quelle berichtet von 69 Totesopfern in Tamil Nadu und von 235 Toten in Andra Pradesh. Es hat Wellen von bis zu zwei Metern gegeben. Eindrücklich fand ich ein grosses Frachtschiff, das nach dem Sturm mitten auf der Strandpromenade stand und mit dem Bug in die Stadt zeigte. Der Sturm richtete nach diesem Bericht schwere Schäden an Feldfrüchten, Hausstrukturen und Strassen an. Bis zu fünf Kilometer landeinwärts wurden die Küstenregionen überschwemmt.

Mein Tipp: Meidet Zyklone und informiert euch immer gut über das Wetter, vor allem in den entsprechenden Monaten. Wenn ihr doch einmal in einen Sturm geraten solltet, sucht ihr euch ein sicheres Hotel und lasst die Maschine nicht auf der Strasse stehen.

Sturm:
Maschine nicht auf der Strasse stehen lassen

Reisen im Regen

Viele Menschen in Indien finden Regen romantisch. Denn, wenn es viel regnet, ist es kühler als sonst und kühles Wetter fördert die Liebeslust. Ich kann das nur bestätigen. Hitze macht mich träge und liebesfaul. Aber an den verregneten Tagen durfte ich dann doch den einen oder anderen romantischen Moment erleben. Auch wenn mein Herz … Aber lassen wir das. Davon berichte ich im nächsten Teil.

Was der menschlichen Zweisamkeit zuträglich ist, kann der Liebe zum Motorradfahren abträglich sein. Das Fahren bei Regen ist einfach unangenehm und gefährlich. Nass wird man auf jeden Fall. Entweder schwitzt man in den Regensachen oder der Regen durchnässt einen bis auf die Haut. Die Gefahr, sich dabei zu erkälten, ist nicht ganz unerheblich.

Auch die Gastroenteritis und die Ruhr können unangenehme Reisebegleiter werden. Letztere hatte mich Gott sei Dank verschont. Trotzdem bin ich einmal nach einer Regenfahrt im Krankenhaus gelandet.

Die Zeit des Monsums ist für Mücken sehr attraktiv und deren Stiche jucken nicht nur unangenehm. Die Tierchen verbreiten Malaria und das ist eine echt heftige Krankheit. Ich habe einmal einen jungen Mann daran sterben sehen. Das war sehr tragisch. Prophylaktische Medikamente, Netze und sogenannte Moskito Coils gehören also in die Grundausrüstung eines jeden Reisenden.

Wo wir gerade bei den Krankheiten sind: Kurz vor der Regenzeit ist die Konjunktivitis weit verbreitetet. Das ist eine hochansteckende Bindehautentzündung der Augen. Beim Motorradfahren ist dieses Übel absolut lästig.

Die Regenzeit birgt aber nicht nur im Reich der Mikroben Gefahren. Auch die Makrowelt ist bei Enfieldfahrten herausfordernd.  

Manchmal sind ganze Strassenabschnitte überschwemmt und ungeteerte Strassen verwandeln sich in Schlammpisten.

Wer in tropischen Waldgebieten solche Schlammpisten befährt, wird früher oder später mit den Blutegeln Bekanntschaft machen. Diese Viecher suchen sich freie Körperstellen, injizieren einen Stoff, der die Blutgerinnung beeinflusst und saugen sich voll. Glücklich, wer dort einen Raucher zur Hand hat. Man streut etwas Asche auf die Tiere und – wenn alles gut geht – fallen sie ab.

Aber nicht nur Wald und Wiese sind in der Regenzeit eine Herausforderung für Motorradtouren. Die urbanen Regionen haben es ebenfalls in sich. Man erzählt, dass Strassenkinder Abflüsse verstopfen, um so die Strassen zu überschwemmen. Da kann man dann schon mal bis zum Bauch im Nass versinken. Die Kinder ergattern sich mit dieser Massnahme die Möglichkeit, kleine Dienstleistungen zu erbringen. So verdienen sie etwas Geld.

Aber auch Strassen, in denen das Wasser knöchel- oder kniehoch steht, sind nicht ganz ungefährlich. Schlaglöcher, offene Kanaldeckel und Baugruben kann man im trüben Nass nicht rechtzeitig erkennen. Unfälle sind hier vorprogrammiert. Und auch zu Fuß sollte man sehr achtsam sein. Es wird erzählt, dass Fussgänger plötzlich in Kanalschächte fallen und dort dann jämmerlich ertrinken.

Ich hätte das mit den Regenfahrten mal lieber gelassen. Aber auch davon berichte ich ein anderes Mal.

Mein Tipp: Lasst die Maschine bei Regen an einem trockenen Ort stehen, denn Regenfahrten können echt Hardcore sein. Hardcore geht definitiv auch angenehmer. Sucht euch ein nettes Zimmer, eine nette Frau oder einen netten Mann – je nach Präferenz – und macht euch unter einem Moskitonetz eine romantische Zeit.

Regenzeit:
Hardcore geht definitiv auch angenehmer.

Link

1994: North Indian Ocean cyclone season

Video

Kriegsenkel & Kriegskinder: Meine Mutter erzählt wie sie das Grauen als Kind erlebte

Comments

  1. Wieder eine sehr philosophische, persönliche Reiseerinnerung, Thomas. Sie hat mich sehr berührt. Zum Einen: die Erinnerungen an Deine Mutter und deren Erinnerungen an den Krieg (s. auch das Video), zum Anderen die Erziehung seitens Deines Vaters. (Kenne ich selber, war damals die übliche patriarchische Art)
    Falls Dein Vater noch lebt, kann er aber heute sehr stolz auf seinen Sohn sein, der hervorragend mit Sprache spielen kann (sogar mit der Königsdisziplin 2. Futur!) und inhaltlich so viel Erstaunliches zu sagen hat!
    Übrigens: Ein ganz herziges Bild von Deiner Mutter als junges Mädchen!

  2. Vielen Dank für die schöne Rückmeldung, liebe Ulla. Ja, die Königsdisziplin hat so ihre Tücken. Dann bist du auch in den Genuss einer zeitgemässen Pädagogik gekommen. 🙂 In wie weit hat das dein eigenes pädagogisches Handeln geprägt? Mich hat erstaunt, dass ich trotz pädagogischem Fachwissen, einige Fehler meines Vaters bei meinem Sohn wiederholt habe. Im Beruf hingegen habe ich mich weitgehend von diesen Erfahrungen distanzieren können.

    Ja, das Bild von meiner Mutter ist schön. Sie war ein herziges Mädchen. Und der Fotograf hat ganze Arbeit geleistet. Meine Grossmutter auch. Die hat das Kleid genäht. Im Kriegt hat sie dann auch schon mal hässliche Hakenkreuzfahnen in süsse Kinderkleidung verwandelt. Ein wenig hatte das was von Schwerter zu Pflugscharen.

    Herzliche Grüsse
    Thomas

    • Nun, bei meinen eigenen Kindern habe ich wohl bewusst einen toleranteren Erziehungsstil verfolgt, mit Erfolg! Zweimal war ich etwas zu ungeduldig (emotional) – das verfolgt mich heute noch! Die Kinder, heute erwachsene Männer, können sich Gott sei Dank nicht mehr daran erinnern.
      Bei den Schulkindern war ich eigentlich immer sehr geduldig. Meine Prinzipien waren : Jedes Kind akzeptieren und erst nehmen, gerecht sein, klare Ansagen machen, aber auch gaaaanz viel Spaß miteinander haben. Mit Sport habe ich da sehr viel erreichen können, was mir in den anderen Fächern zugute kam. Es war eine schöne Zeit!
      Heute beschränken sich meine pädagogischen Tätigkeiten im Umgang mit meinem Mann. 😂

  3. Hallo Thomas, eigentlich steht es mir überhaupt nicht zu, über andere eine Meinung zu äußern. Aber über die Eigenschaften anderer traue ich mir im einen oder anderen Fall schon zu, ein Urteil zu fällen. Nach dem zufälligen Finden und Lesen dieses zweiten Teils deiner Erzählung, nach dem sofortigen Forschen nach dem und Verschlingen des ersten Teils, nach dem nochmaligen Eintauchen in Teil 2 muss ich schon äußern, dass Tim & Struppi bei dir volle Arbeit geleistet haben. Unabhängig von der Art des Schreibens beeindruckt mich auch die Verbindung zwischen Reiseeindrücken und deinen prägenden Kindheitserinnerungen. Dazu fehlt mir der Mut. Zwar schreibe ich auch ein wenig über die ein oder andere Reise, aber vor dem Öffnen meiner inneren «Grabkammern» liegt der pyramidengleich aufgetürmte Schutt aus Zweifel daran, ob es zum einen irgendjemand überhaupt lesen will und zum anderen die Frage des Könnens, d.h. bin ich überhaupt in der Lage Emotionen und deren Hintergünde zu Papier zu bringen?
    Jedenfalls freue ich mich schon auf Teil 3 deiner Schilderungen.
    P.S. Meine Schwiegermutter (ich habe spät und dafür eine weitaus jüngere Frau geheiratet) erzählt mir heute noch all dieses Erlebnisse, über welche in dem Video berichtet wird.
    P.S. P.S. dein Formular akzeptiert meine webseite
    http://www.bmw-touren.bike
    nicht (er wird schon wissen warum)

    • Hallo Klaus. Vielen Dank für das schöne Kompliment. Darüber freue ich mich sehr.

      Ich habe lange überlegt, wieviel Persönliches ich in dem Reisebericht mit reingeben soll und mich dann entschieden, dass zu schreiben, was mir auf dem Herzen liegt. Ausserdem, was kann ich schon über Indien schreiben. Doch nur darüber, wie es mir dort ergangen ist und das ist halt sehr persönlich.

      Dein Blog ist sehr schön und interessant zu lesen. Besonders gefällt mir die Homeseite. Bei dem Wertebekenntnis habe ich regelrecht Gänsehaut bekommen.

      Die Software hier irrt, wenn sie deine URL nicht akzeptiert. Die Adresse deines Blogs sollte sie, schon aus Gründen des Guten Geschmacks annehmen. Ich lese mich gerade mit großem Interesse durch deine Beiträge.

      http://bmw-touren.bike

      Vielleicht ist deine Top-Level-Domain, die Endung .bike, gewöhnungsbedürftig. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.

      Herzlich
      Thomas

      • Danke Thomas, ich tue mich einfach etwas schwer, wenn ich z.B. eine Tour durch Land X beschreibe meine eigenen persönlichen Gedanken, die mir während des Fahrens durch den Kopf gehen und oft eben meine Situation, die Konstellation meiner Familie, meine Gefühlslage betriffen, darzulegen. Aber ich lerne von dir, dass es möglich ist und durchaus passt und so werde ich es beim nächsten mal probieren. – Danke für deine Antwort und herzliche Grüße Klaus

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