Bitch`n Opi

Die Ritter der Kokosnuss

Ich bewundere Mut und ich bewundere Menschen, die etwas wagen: Zum Beispiel die beiden Macher von Bitch‘n Opi.

Dabei steht meine erste Begegnung mit der Podcast-Serie unter keinem guten Stern. Denn kaum habe ich Folge 1 zu Ende gehört, fallen mir meine EarPods inklusive der Ladestation ins Klo.

Ja, und da stellt sich doch die Frage wie es Bitch’n Opi schaffen, dass die Zuhörenden ihre Ohrhörer in der Toilette versenken.

Die Antwort ist so trivial, wie außergewöhnlich. Bitch’n Opis Podcastfolgen sind sehr lang. Und weil sie ihren Zuhörern und Zuhörerinnen alles geben wollen, lassen sie die Sendung sogar während ihrer eigenen Pinkelpause laufen – untermalt von einem meditativen Plätschergeräusch.

Eigentlich sind Bitch’n Opi zwei nette Jungs, aber sie zelebrieren das Image der harten Biker. Und bei den Hörenden möchten sie auch nur die Härtesten der Harten bei sich haben. Deswegen ist keine ihrer Folgen kürzer als eine geschlagene Stunde. Ich bin nur halbhart und für mich ist das zu viel des Guten. Gegen Ende der Sendung trete ich von einem Bein aufs andere und kämpfe gegen meinen eigenen Harndrang. Ja und dann halte ich es nicht mehr aus. Ich muss die Blase entleeren. Im Sitzen, so wie es sich für einen Mann gehört, der nicht von der Herrin des Hauses gesteinigt werden will. Kaum habe ich mich erleichtert, ist auch die Folge vorbei. Bitch’n Opis Schlussworte werden von meinem Geplätscher untermalt und ich spüre ein Art Doppelerleichterung. Meine Blase ist leer und die Podcastfolge ist in ihrer ganzen epischen Länge auch überstanden. Noch auf der Toilette sitzend, pule ich die weissen Stöpsel aus meinen Ohren und verstaue sie in der kleinen Ladebox. Ich bin zutiefst irritiert von dem, was ich gerade gehört habe und denke über das wahnwitzige Konzept dieses Podcast nach. Derart von meinen Überlegungen absorbiert, stecke ich die Box nicht sorgfältig genug in die Seitentasche meiner Hausjacke. Beim Aufstehen gleitet das Kästchen dort hinaus und fällt direkt in die Kloschüssel. Immer noch in Gedanken, realisiere ich das Unglück nicht rechtzeitig. Die Spülung betätigte ich schneller als es mir im Nachhinein lieb ist. Und so entschwindet das Audio-Equipment. Adieu Apple. Irgendwo zwischen Klo und Kanalisation bleiben die EarPods stecken. Shit Happens! Seit diesem unrühmlichen Ereignis muss ich dreimal spülen, um meine Scheisse los zu werden. Und jedes Mal, wenn ich merke, wie meine EarPods die Toilette verstopfen, ärgere ich mich aus zwei Gründen:

A  Weil es derzeit schwer ist einen Klempner zu kriegen.

B  Wegen meiner Ungeschicklichkeit und der Tatsache, dass ich mich vom Nachdenken über Bitch’n Opi derart hab ablenken lassen.

Die Verstopfung des Abflussrohrs und der schmerzliche Verlust meiner EarPods stehen also in einem direkten Zusammenhang mit Bitch’n Opis Podcast. Es heisst ja, dass das Leben die schönsten Geschichten schreibt und vielleicht hat das Leben hier eine Reality-Metapher geschaffen. Eine Metapher für das, was Bitch’n Opi machen, bzw. was sie mit mir machen. Und nun stellt sich eine weitere interessante Frage: Was machen die Jungs denn da eigentlich genau?

Bitch`n Opi Humor:
Was genau machen die Jungs da eigentlich?

Das Format nennt sich Audio-Podcast. Sie selbst bezeichnen es als „Dummgelaber rund ums Motorradfahren und den damit verbundenen Lifestile“. Das hört sich erst einmal ganz banal an. Aber das ist es nicht.

Bich’n Opi wagen sich an die Königsdisziplin der auditiven Mediengestaltung. Die Beiden moderieren eine Sendung und führen in diesem Rahmen einen spontanen Dialog. Dabei „dumm rum zu labern“ und die Zuhörer kurzweilig zu unterhalten, ist eine hohe Kunst. Radiomoderatorinnen und -moderatoren, die das beherrschen, konnten mit dieser Kunst Karriere als Local-Heros machen. Andere haben es sogar in den Olymp geschafft. So zum Beispiel das Mediengenie Jan Böhmermann. Der hat sich mit „dumm rumlabern“ vom Hörfunk in die Welt des Fernsehens katapultiert.

Natürlich spielen diese Leute in einer anderen Liga als Bich’n Opi. Ich erwähne das auch nur um klar zu machen, wie ambitioniert ihr Plan ist: Sie wollen alle zwei Woche eine Stunde „dumm rumlabern“ und auf diese Weise motorradaffine Menschen begeistern. Natürlich ist alles ungeplant. Die Worte und Sätze werden sozusagen aus der Hüfte herausgeschossen.

Im Radio funktioniert so etwas vor allem mit einem Hilfsmittel: Der Zauber der Musik ist der entscheidende Kitt zwischen den Laber-Sequenzen. Die Moderatoren quatschen was in der Gegend rum und dann kommt eine coole Mucke. Als akustischer Background beim Autofahren ist sowas eine gute Sache. Aber Bitch’n Opi versuchen den schieren Wahnwitz. Musik ist bei ihnen zwar auch der zentrale Kitt. Aber sie haben keine Musik. Sie können sich aus urheberrechtlichen Gründen keine Mucke leisten. Und weil sie keine Musik haben, reden sie nur darüber, sie erzählen quasi die Musik.

Bitch`n Opi Playlist:
Die Jungs erzählen die Musik

Das ist wie bei Monthy Pythons Ritter der Kokosnuss. Weil sich die fiktiven Filmemacher keine Pferde leisten können, müssen die schauspielernden Ritter das Geräusch der Pferdehufen mit Kokosnüssen nachahmen. Dabei tun sie so, als würden sie reiten.

Monthy Python hat so einen lustigen Gag geschaffen, der am Ende leicht überstrapaziert wird. Bei Bitch’n Opi ist das aber kein Gag. Den beiden ist es todernst und sie strapazieren diese Idee weit über die Schmerzgrenze hinaus. Als mir das am Schluss bewusst ist, schicke ich entgeistert Ohrhörer und Ladestation in Richtung Kanalisation.

Wäre ich ein Produzent und würden die Jungs mit so einem Medienkonzept zu mir kommen, würde ich ihnen sagen, dass das nicht klappt. Aber das hat nichts zu bedeuten. Als Produzent hätte ich auch Georg Lukas mit seinem Star-Wars-Konzept aus meinem Büro geworfen. Ein Weltraummärchen, das so platt wie wirr ist und mit Folge Drei beginnt! Jemand, der auf diese Idee kommt, hat doch mehr gekifft als es einem menschlichen Hirn guttut.

Mit dieser Fehleinschätzung hätte ich auf ganzer Linie daneben gelegen. Star Wars wurde ein fulminanter Erfolg und es gibt gute Gründe, warum ich kein Produzent bin. Ich habe zwar Film und digitale Medien studiert. Auch würde ich behaupten, dass ich ein wenig von der Materie verstehe. Aber das reicht nun einmal nicht um ein Medienprodukt adäquat zu beurteilen. So auch bei Bitch’n Opi. Trotz all meinen Unkenrufen ist ihr Podcast eine beachtliche Erfolgsgeschichte.

Und das hat folgende Gründe: Die Jungs sind nicht nur sympathisch, sie sind auch gut. Das heisst, sie sind intelligent, charmant und unterhaltsam. Ihr Konzept ist bis auf einige entscheidende Schwachstellen richtig geil. Und vor allem besetzen sie eine Nische, in der es nichts Vergleichbares gibt. Ok, da ist noch der Podcast von 1000 PS. Aber der ist irgendwie anders

Bitch`n Opi Humor:
Geiles Konzept mit Schwachstellen

Bitch’n Opis Grundidee ist genial. Zwei gegensätzlich Charaktere reden über das Motorradfahren und all die Themen, die es rund herum so gibt. Bitch ist ein Jungspund und genauso PS-stark wie grün hinter den Ohren. Opi ist ein erfahrener Motorradhaudegen und muss sich auf der Strasse nicht mehr beweisen. Gute Geschichten leben vom Konflikt und hier könnten extrem spannende und unterhaltsame Konflikte ausgetragen werden. Wie gesagt: Könnten.

Leider schöpfen Bitch’n Opi dieses Potenzial nicht aus. Selbst wenn sie streiten, hört sich das so an: Pip, Pip, Pip – wir haben einander lieb. Man spürt, dass die beiden aus demselben Holz geschnitzt sind. Ihre Vater-Sohn ähnliche Freundschaft hat etwas berührendes. Die Sendungen würden hier mehr Pep bekommen, wenn die Jungs sich mehr in ihre Rolle eingeben würden. Aber ich weiss nicht, wie weit sie dafür aus der eigenen Haut können.

Eine andere Möglichkeit würde darin bestehen, wenn die Beiden einen ordentlichen Antagonisten an der Seite hätten. So einen knallharten Leuchtwestenträger. Oder eine taffe Frau. Eine Dame, die ihnen ihre soft-chauvinistischen Sprüche gehörig um die Ohren haut. Da würde Stimmung aufkommen. Aber ohne anständige Gegner bleiben Bitch’n Opi im Seichten.

Sie vertreten den Biker-Mainstream und im Grunde ist das das Spiessertum der Motorradszene. In ihrem Podcast verdichten sich die Mehrheitsmeinungen aus den Facebook-Motorrad-Foren. Und weil sie keine hirnlosen Dumpfbirnen sind, bleiben sie dabei immer schön moderat. Aber selbst im Moderaten verharren sie im ungefähren, um ja keine klare Positionen zu beziehen. Schliesslich wollen sie keinen Motorradfahrer verärgern.  

„Motorräder müssen laut sein, aber nicht zu sehr. Solange sie bei Schwangeren keine Spontangeburten auslösen, liegt alles im grünen Dezibel-Bereich.“

Klar, dass ist lustig, mehr aber auch nicht. Bitch’n Opi würzen ihr Programm mit etwas Vulgärsprache und ein paar schlüpfrigen Anspielungen. Heutzutage ist das kein Skandal mehr. Deswegen freuen sich die Beiden wie die Lausbuben, wenn sich mal jemand darüber mokiert.

Bitch’n Opi zuzuhören erinnert mich an die Kneipengespräche in meiner Jugendzeit. Eigentlich will man in Ruhe sein Bier trinken und sich in selbst gewählter Einsamkeit wahlweise im Liebeskummer oder im Weltschmerz suhlen. Aber das geht nicht, weil neben an am Tresen zwei coole Typen stehen und einen auf dicke Hose machen. Und weil es witzige und sympathische Menschen sind, kann man nicht anders. Man muss ihnen einfach zuhören. Das ist schön und doch frustrierend. Schön, weil man vom Liebeskummer und vom Weltschmerz abgelenkt wird. Frustrierend, weil man nicht dazu gehört und auch nicht in der Stimmung ist, auf die Fremden zu zugehen. Das erzeugt dann ein Gefühl von Einsamkeit.

Ich gehe schon lange nicht mehr in Kneipen und trinke nur noch selten Bier. Vielleicht weil ich mit einem stabilen Sozialgefüge dem Liebeskummer vorbeuge. Und mit der Ignoranz des alten weisen Mannes verdränge ich erfolgreich den Weltschmerz. Seit ich reifer geworden bin, steure ich eher ein Restaurant an und gönne mir zum guten Essen einen leckeren Wein.

Der Bitch’n Opis Talk ist also etwas, wie aus längst vergangenen Tagen. Fern meiner jetzigen Lebenswelt. Aber weil ich ein besonderes Interesse an allen kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten des Motorradfahrens habe, höre ich den Jungs trotzdem zu. Meist, wenn ich die Küche aufräume oder meinen Speck weg trainiere.

PS starke Bitch:
Gib dem Reifen keine Chance

Ich habe Bitch’n Opi sogar einem Stresstest unterzogen und mich gefragt, ob die Beiden einem Mann von seinen Kastrations- und Existenzängsten ablenken können. Die Ausgangslage für den Test ist folgendermassen: Ich hatte vor ein paar Jahren Hodenkrebs. Die Urologen hauten mir ein Ei weg und schnitten mir einen ziemlich großen Tumor aus dem Leib. Die Onkologin traktierte mich daraufhin mit sehr unangenehmen Giften. Das war eine Scheiss-Tortur. Ich fürchtete damals um mein Leben.

Meine Prognose ist gut, aber immer wieder muss ich zu einer Kontrolluntersuchung. Auf dem Weg dort hin kommt dann die Angst, dass man mir auch noch mein letztes Ei nehmen könnte. Ich werde von der Furcht geplagt, dass ich wegen dieser Krankheit schlussendlich ins Gras beissen muss.

Bei meinem letzten Gang zur Kontrolle hatte ich mich mit Bitch’n Opi abgelenkt. Und tatsächlich: Mit dem leichten Dahinplätschern ihres Gesprächs habe ich meine Ängste vergessen.  

Bitch’n Opi bekommen von ihren Zuhörerenden viel Zuspruch und immer wieder ist die Aufforderung dabei, dass sie so weiter machen sollen wie bisher.

Hörer fordern von Bitch`n Opi:
Bleibt so wie ihr seid

Ich empfehle das nicht. Mein erster Rat an Bitch’n Opi ist: Verbessert euch!

1. Länge: Eine Stunde ist viel zu lang. Schneidet euer Gespräch auf 15 bis 30 Minuten zusammen. Mit den Snackables seid ihr schon auf einem guten Weg. Optimal wäre etwas, das zwischen dem und der Vollversion liegt.

2. Vorbereitung: Ihr sagt, dass ihr alles unvorbereitet aufnehmt. Entsprechend lahm plätschern auch die Gespräche dahin. Schon Aristoteles hatte etwas gegen lahme Unterhaltung. Deswegen hatte er die Poetik geschrieben. Würde euch Aristoteles zuhören, würde er euch wahrscheinlich solange mit den Ausgaben seines Werks bewerfen, bis ihr mit dem Reden aufhört. Mein Tipp: Investiert etwas mehr Zeit in die Vorbereitung und arbeitet an Eurer Dramaturgie.

3. Dramaturgie: Macht euer Gespräch spannender. Gerade der radiophone Talk braucht einen Spannungsbogen. Lest etwas über das  Thema oder besucht einen Workshop. Baut in euer Gespräch Plotpoints ein und überrascht die Zuhörenden.

4. Konflikt: Auf die Frage warum Stanley Kubrick gerne Kriegsfilme macht, antwortete der grosse Meister, dass Krieg Konflikt ist und jede gute Geschichte vom Konflikt lebt. Ohne Konflikt ist es per Definition keine Geschichte. Ihr erzählt so etwas ähnliches wie Geschichten. Dabei dürft ihr nicht nur beste Freunde sein. Im Podcast seid ihr Protagonist und Antagonist. Ich will zwar kein Blut sehen – was bei einer Audioproduktion auch schwierig ist – aber etwas mehr Zoff darf es schon sein.

5. Humor: Humor ist eine ernste Sache und bedeutet Blut, Schweiss und Tränen. Monty Python waren Pedanten des Humors. Jeder ihrer Gags wurde analytisch durchdacht und akribisch vorbereitet. Mit dieser Haltung haben sie es bis ganz nach oben geschafft. Auch hier würde es dem Podcast gut tun, wenn ihr ein wenig mehr Arbeit investieren würdet.

Der begnadete Kabarettist Nico Semsrott sagte einmal, dass man einen Vollbluthumoristen daran erkenne, dass er eher eine langjährige Freundschaft zerstören als auf eine Pointe verzichten würde. Hier seid ihr schon auf einem guten Weg. (Gruss an euren Kumpel.) Geht diesen Weg konsequent weiter.

6. Mutig sein: Ihr dürft ruhig etwas mutiger sein und auch mal Meinungen vertreten, die nicht nur Moped-Mainstream sind. Mit eurem Corona-Sonderbeitrag seid ihr einen ersten wichtigen Schritt gegangen.

7. Playlist: Spotify macht es möglich, dass ihr nur über Musik reden und so eure Beiträge gestalten könnt. Aber auch hier: Weniger ist mehr.

Mein zweiter Rat an Bitch’n Opi ist: Vergesst meinen ersten Rat und bleibt wie ihr seid. Ich bin Leuchtwestenträger und habe einen Stock im Arsch. Oft nehme ich die Dinge viel zu ernst und vergesse den Fun.

Ihr aber habt Spass bei dem, was ihr macht und das spürt man. Ausserdem habt ihr Fans. Leute, die euren Podcast cool finden und die ihr enttäuschen würdet, wenn ihr etwas ändert. Mit dem Spass, den ihr selbst habt und dem, den ihr euren Fans schenkt, bringt ihr Glück in diese Welt und das ist etwas sehr Schönes.

Kritik vom Leutwestenträger:
Uncool mit Stock im Arsch

Wenn ich Bitch’n Opi mit dem Ritter der Kokosnuss vergleiche, dann ist das auch eine Art Ritterschlag. Denn mit Kokosnüssen statt mit Pferden einen Ritterfilm zu bestreiten und damit Filmgeschichte zu schreiben, ist eine beachtliche Leistung.

Meine Lieblingsszene ist die mit dem Ritter, der im Zweikampf nach und nach Arme und Beine abgeschlagen bekommt. Am Ende ist er nur noch ein Rumpf mit Kopf. Statt aufzugeben oder zu sterben, bietet er – die Situation ignorierend – seinem Gegner ein Unentschieden an. Ich denke, das ist die Haltung, die man beim kreativen Schaffen braucht. In diesem Sinne wünsche ich Bitch’n Opi auch weiterhin viel Erfolg.

Dank Bitch`n Opi:
Neue EarPods mit Ehekillerfunktion. Man kann die Aussengeräusche, also das Rufen der Ehefrau, einfach Stummschalten. Gefährlich aber genial.

Nachtrag

Natürlich habe ich auch einen Beitrag zur Bitch’n Opi Motorrad-Playlist auf Spotify, wobei ich nicht glaube, dass einer der Titel aufgenommen wird. Aber ich möchte doch auch mal versuchen über Musik zu reden bzw. zu schreiben, ohne sie spielen zu können.

Empfehlung 1: Die Arie Ebben, n’andrò lontana aus der Oper La Wally, die in Jean-Jacques Beineix  Film Diva zu hören ist.

Warum: Obwohl der Protagonist nur mit einem Mofa durch den Film braust, stehen diese Szenen echten Motorradverfolgungsjagten in nichts nach. Mofas sind dort Kultobjekte und werden auch schon mal in echte Höllenmaschinen umgebaut.

Konserviert auf einer Kassette und wiedergegeben mit einem Sony Walkman hat mich diese Arie auf mancher Tour begleitet. Natürlich habe ich sie nie während der Fahrt gehört. Aber abends neben dem Motorrad auf der Isomatte liegen, angestrahlt von der Restwärme des Motors. Den Duft des Sommers riechend und noch den Gestank der Straßen in der Nase. In einen unendlichen Sternenhimmel schauen,  Sternschnuppen zählen und wissen, dass man unbedeutend und klein ist. Dabei die Arie Ebben, n’andrò lontana hören. In diesen Momenten weiss man, dass dieses kleine unbedeutende Leben verdammt grossartig sein kann. Vor allem, wenn man einen Sony Walkman und eine 45er BMW dabei hat.

Empfehlung 2: Die Arie des Nadir „Je crois entendre encore“ und das Duett „Au fond du temple saint“ zwischen Zurga und Nadir aus Georges Bizets Oper Les pêcheurs de perles (Die Perlenfischer).

Warum: Bei Liebeskummer gibt es nichts Besseres: Mit seinem Moped irgendwo hin fahren, wo es keine Menschen gibt und sich zu der Musik in seinem Herzschmerz suhlen. Arie und Duett sind ein fester Bestandteil meiner Motorradbiographie.

Empfehlung 3: Cold, cold Ground von Tom Waits

Warum: Diese Ballade und andere, hart an der Grenze zum Kitsch, aber nie darüber hinaus, waren oft der Soundtrack, der mich beim Packen des Motorrades begleitet hat.

Oder abends in einem heruntergekommenen Hotelzimmer liegend. Den Russ der Lastwagen in der Nase, Benzingeruch an den Fingern. Lethargisch dem Drehen des Ventilators zuschauen und darauf warten, dass der Körper das Restadrenalin abbaut. Die Knie noch weich vom langen und wilden Ritt. Dazu dann die rauchige Stimme von Tom Waits. Die Lebensereignisse, vor denen man flieht und die Sehnsucht, die einen treibt, vermengen sich mit der Musik, dem Schweiß und dem Dreck und werden zu einem schwer definierbaren Gefühlsgemisch. Ein Cocktail der irgendwie bitter-süss schmeckt.

Opi: Eindeutig die coolere Maske als bei mir.

Link: Bitch`n Opi – Der Biker-Talk und Zeug …

Nachtrag

Die Episode BnO on the run #2 hat mit 17 Minuten eine gute Länge.

Comments

  1. Alder…wie geil ist das denn. Du hast einen Blog über uns geschrieben. Ich fasse es nicht. Toller Text, wie immer. Ich komme immer mehr dahin, das wir mal eine gemeinsame Folge aufnehmen. Ich bin geflasht….und, das mit den Ohrstöpseln tut mir leid.
    Übrigens:
    Ironie des Schicksals….vor ca. 20 Jahren hatte ich auch einen Hodentumor, ein Ding weg, Chemo, Kontrollen. Alles gut bisher. Letzte Vorsorge vor 2 Monaten. Ich kann deine Sorgen und Ängste sehr gut nachvollziehen.
    Und hier mein Tip für den halbharten Mann: Mach weiter so…und danke.

    • Ich würde mich total freuen, wenn wir gemeinsam eine Folge aufnehmen könnten.

      Ihr bekommt in den nächsten Tagen eine E-Mail von mir und dann schauen wir, dass wir einen Rahmen finden um mal miteinander zu reden.

      Zusammen eine Folge machen ist so Cool! Da könnte ich vor Freude gleich nochmal ein Paar EarPods versenken.

      Das wir beide Leidensgenossen sind und das du und Bich mich so erfolgreich von meiner Angst abgelenkt habt, ist irgendwie schicksalhaft.

      Herzliche Grüsse, auch an Bitch
      Thomas

  2. Ich sag mal – nö. Ich find die langen Podcasts geil. Schön chillig auf dem Balkon in der Sonne…. Das Kurzgeschnipsel braucht keiner.

  3. Ich kenne Bitch´n´Opi nicht und werde da auch nicht reinhören. Aber allegmein: Der eine mag Laber-Podcast, der andere nicht. In meiner Wahrnehmung ist allerdings eine Stunde ein kompaktes Format. Keiner der “großen” macht es darunter, und Tech- und/oder Laberpodcasts sind gerne 3 bis 5 Stunden lang.

    Zumindest ein thematischer Aufbau ist aber ganz nett, bei dem man sich vorher überlegt, um welche Themen es gehen soll – ansonsten besteht tatsächlich die Gefahr, dass es in die Beliebigkeit plätschert.

    • Danke, lieber Silencer für die Aufklärung. Da habe ich doch wieder etwas gelernt. Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Format Podcast nicht so auskenne. Ich komme halt mehr aus dem Bereich Film und Pädagogik und da ist oft die Devise Reduzieren bis der Arzt kommt. By the Way: Deine Coronabeiträge gefallen mir. https://silencer137.com

      Herzliche Grüsse

  4. Bei Dir lernt man aber auch immer was dazu, lieber Thomas! Habe jetzt Podcast gegoogelt. Aha! Tja, das ist wohl wie früher die Kassettensammlung von Benjamin Blümchen nur handlicher, oder?

    • Ja – ein wenig, liebe Ulla. Wobei der Vergleich mit der Benjamin-Blümchen-Kassetten Sammlung das Potenzial dieses Formates nur ungenügend trifft. Und handlich ist es auch nicht, denn die Auswahl an Podcast, Autorinnen, Autoren und Themen ist riesengross. Und die Längen tatsächlich episch.

      Auch ich habe mich bis her nur am Rande mit dem Medium beschäftigt, werde das aber nachholen. Denn die Sache ist spannend.

      Habe hier etwas entdeckt, dass dich interessieren könnte: Motorradfahrerrinnen. Das sind zwei Damen, die eine weibliche Sicht aufs Zweirat publizieren.

      Herzliche Grüsse
      Thomas

  5. Hei Thomas,

    danke für den Tipp, ich habe mal bei meinen Nachbarn reingehört, zum Glück hast du mich mit folgendem Satz vorgewarnt: Sie vertreten den Biker-Mainstream und im Grunde ist das das Spiessertum der Motorradszene.
    Gut daß es sich bei den beiden nicht um eine Mogelpackung handelt, denn es stimmt, wo biker drauf steht ist biker drin. Also nix für mich. Thomas du machst alles richtig, indem du deren Geschwafel in schwierigen Situationen zur Beruhigung hernimmst. Dafür scheint mir das laaaangweilige blabla wie gemacht. Eure Idee einer gemeinsamen Produktion finde ich aber wiederum sehr spannend, werde ich mir sicher anhören.

    Thomas, kennst du die alte Schule? Da erzählen Sportsfreunde, sehr authentisch, sehr lustige Rennfahrer Geschichten.
    Zum Beispiel Sabine Schmitz, unter anderem von der schnellen Runde mit Pipibeutel, das ist dann realer “ladytalk”,
    Und bitte: https://www.youtube.com/watch?v=JN0Xpd5Z4jw
    Willi Kauhsen hat auch einige Geschichten parat:
    https://www.youtube.com/watch?v=uo_j8MMl_gc
    Und der Christioan Menzel und Rainer Braun sowieso.
    Zu finden hier: https://www.youtube.com/channel/UCGNbe5EL0pR1mnd8ZiU2k9w

    LIEBEn Gruß
    rudi rüpel

    • Danke für die Tipps, lieber Rudi Rüpel. Ich freue mich aufs Hören.

      Ja, Bitch’n Opi sind nicht jedermanns Sache. Aber da hast du Recht, man bekommt das zu hören, was drauf ist: Biker Talk.

      Herzliche Grüsse
      Thomas

  6. Vielen Dank für euren herzlichen Kommentar in der letzten Sendung. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

    https://bitchnopi.podigee.io/16-neue-episode?fbclid=IwAR10AGFehct7IunxcLlw6x62dE5UKHo4VYprPw_LPmzx-CxZNNe-CIpDNuk

    Und natürlich fühle ich mich geadelt, dass ihr mit mir als Leuchtwestenträger eine Runde drehen würdet. Wenn ihr mal im Süden unterwegs seit, meldet euch, dann können wir in der Schweiz ne’ Runde drehen.

    Was mich auch tief beeindruckt hat, dass sind eure tollen Fans und die Art, wie sie sich auf Facebook für euch einsetzen.

    Ihr Votum ist klar: Ihr müsst so bleiben wie ihr seit.

    Herzliche Grüsse
    Thomas

  7. Ich bin auch jetzt, nach Folge 24, immer noch der Meinung das die Länge von 60min pro Folge nicht unterschritten werden sollte. Aber die Idee mit etwas mehr Zoff bzw. einem Gegenspieler finde ich gut. So In der Art: Harvey und Norbert ziehen sich zwar gegenseitig auf, aber verbünden sich gegen den gemeinsamen “Feind” (z.b. E-Bike-Fahrer, Gelbwesten-Träger etc.) 😉
    Ich finde aber nicht daß sie für die Folgen eine Art Drehbuch machen sollten, gerade die Spontanität macht sie so gut, sonst fehlt die Authentizität!
    Was eventuell witzig wäre: eine Art Hörertelefon ab und zu, da gäbe es bestimmt noch einiges zum Lachen.
    Und auch da dann bitte nicht zimperlich sein, wer sich als Hörer in die Gefahr begibt muß selbst damit klar kommen! 😂

    • Danke für die Einschätzung zu dem Format.

      60 Minuten scheint wohl eine Länge zu sein, die von Podcasthörerinnen und – Hörern akzeptiert wird. Ich habe immer noch Mühe so lange durchzuhalten. 😀

      Ja, es stimmt. Der Podcast lebt von seiner Spontanität.

      Die Idee mit einem gemeinsamen Feind ist auch nicht schlecht. So wie bei Dick und Doof. Ein wenig Geplänkel untereinander und dann gemeinsam auf die, die sie nicht mögen.

      So ein Hörertelefon wäre ein spannendes Experiment.

      Der Erfolg spricht wohl für die Beiden. Die Quoten für das Jahr 2020 sind beeindruckend.

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